Einweihung: Die Geschichte vom Leben und Sterben des Joseph Süß Oppenheimer

Timo Brunke
Timo Brunke performt seinen Rap bei der Einweihungsfeier © Stiftung Geißstraße / Foto: arge lola

Wer war Joseph Süß Oppenheimer, kurz JSO, Hier kommn paar Details aus dem historischen Büro.
Handelskaufmannssohn, geborn in Heidelberg ging er früh in der Familie mit Zahlen zu Werk.
Das war grob 1700 und war kurpfälzisches Gebiet: Württemberg war weit – zu heut n großer Unterschied.

In Heidelberg gab’s viel Neid auf die wenigen Juden, die handelten wie Christen in den Gassen, den Buden.

JSO lernt: lieber einen kleinen Vorteil bald in Händen, als einen späten Sieg, mit verschwendeten Kräften.
Gesegnet mit geschickter Intelligenz wird Joseph Süß n Makler und Händler, den man kennt,

macht in Mannheim sich berühmt, kauft in Frankfurt ein Haus. Er hatte wache Sinne und machte gern was draus:
Er borgte und verlieh weiter, pumpte und gab, ein gutes Spiel für viele Jahre, riskant und offen wie das Grab.
Als Bankier mit auf und abwogenden Liquiditäten; kritisch der Zeitpunkt, wenn die Rückgaben sich verspäten. –
Dann gerät er selbst in die Klemme, er bleibt nicht mehr flüssig, drum: er handelt und dealt, alles andere als müßig.
Er wird selbst getäuscht, muss was einstecken, jongliert mit Aufträgen und mit Versprechungen, Brillanten, Drohungen und Argumenten, Schmeicheleien, Köpfchen und Fiesematenten, Klagen, Fristen, Traditionen und Schulden, Wechselbriefen, Wetterstürzen, schönen Augen und mit Gulden,

So wird er Knecht selbst geschlossener Verträge, und immer lehnt am eigenen Ast blitzend die Säge. –
Dabei ist er alles andere als ein Pedant, beweist Humor und immer wieder ne offene Hand.

Und dann in Bad Wildbad lernen sie sich kennen: Carl Alexander von Württemberg, den Namen muss ich nennen,
der katholische Feldherr und der jüdische Finanzier. Dieser weiß zu schmeicheln, jener zu befehlen, Herrje,
und als Eberhard Ludwigs Thronfolger schwächelte und starb, und Carl Alexander Herzog wurde und um ihn warb,
steht JSO zu Diensten drei turbulente Jahre.

Er macht Dienstleistungen, das ist neu, zu ner Ware.
Er hat das Knowhow, heimisches Münzgeld zu mehren was die Kasse des Herzogs und die seine tüchtig füllt,
die Bevölkerung misstraut ihm, beginnt, sich gegen ihn zu kehren.
Produktivität anzukurbeln ist das herzogliche Ziel, _dass JSO ihm das Geld beschaffte, es nützte dem Herzog viel. _
Oppenheimers Talent: Geld zirkulieren zu machen, um den merkantilen Fortschritt zu entfachen.
Doch wollten sie den, Württembergs Patrizier? Sie wurden je länger, desto misstrauisch- und neidischer: Eine Zuckerdose mit Perlen bestückt – Kostgängerey Ein Nastuch mit gräflichen Hoheitsinitialen – arglistige Hurenwirtschaft! Ein Ringleyn aus rotem Gold – Zeter und Mordio!

Württemberg damals war zutiefst provinziell; einer wie Joseph Süß, leuchtete darin grell,
wo eine Bank per se als ein Vergehen galt, wo es kaum Manufakturen gab, vor allem Äcker und Wald.
Sie gluckten miteinander. Sie misstrauten dem Thron “Wehe, der Herzog schafft neue Steuern, dann kriegt er seinen Lohn!”
Was der Herzog wollte, ganz im Stil seiner Zeit, Joseph Süß, er lieferte, er war flink, schlau, gewandt und risikobereit,
Der Geschäftsmann Süß war in alledem nie frei, und drum auch nicht schuldig – drum, das Gerichtsverfahrn: ein Brei

Dann stirbt der Herzog überraschend am Schlag, und als Gefangener des Landes erlebt JSO den nächsten Tag.
Er wird ohne Haftbefehl im eigenen Haus festgesetzt, das Recht, um ihn zu brechen, wird gebeugt, gestreckt, zerfetzt,…

Württembergs Staatsdiener schlagen auf den Juden ein, im Stillen meinten sie den Herzog, doch wer konnte ehrlich sein?
Der soziale Organismus würgte – und erbrach eine übel riechende Geschichte, eine landesschwere Schmach,
Wen wundert’s, dass wir das alles erst viel später erfahren, die Akten wurden weggesperrt über einhunderachtzig Jahre!

(Timo Brunke)