Die Brücke zwischen Artefakt und Symbol
Donnerstag und Freitag, 17. - 18. November 2016
Stiftung Geißstraße 7, Stiftungssaal, 1. Stock

Was zunächst die einfache Bezeichnung für ein Bauwerk war, das Hindernisse überwindet mit dem Zweck, eine Verbindung zwischen unverbundenen Teilen zu schaffen, ist längst zu einem Begriff geworden, der derart reich an metaphorischem und symbolischem Gehalt ist, dass diese uneigentlichen Bedeutungen die eigentliche bei Weitem zu überwiegen scheinen: Wir bauen Brücken zwischen einzelnen Menschen ebenso wie zwischen Überzeugungen, ja so- gar zwischen den unterschiedlichsten Kulturen, wir können Brücken hinter uns einreißen oder jemandem goldene Brücken bauen, Hindernisse überbrücken oder eine Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart, Gegenwart und Zukunft bilden. In der Literatur ist die Brücke neben dem Fluss eine der bedeutendsten Metaphern der Grenze und Grenzüberschreitung, Symbol der Verbindung zwischen Bewusstem und Unbewusstem ebenso wie für den Übertritt vom Diesseits ins Jenseits.
Trotz dieser Aufladung mit sekundären Bedeutungen bleibt die Anbindung an die konkrete Konstruktion der Brücke immer erhalten. Eindrucksvolle Beispiele für diese Verbindung aus der europäischen Geschichte sind Brücken wie jene über den Euphrat, die 36 n. Chr. eigens für den Vertragsabschluss zwischen dem römischen Konsul Vitellius und dem parthischen König Artabanos III. gebaut wurde und damit den Symbolgehalt zurückbindet an die reale Konstruktion. Die Tagung möchte genau dieser Weite und Vielschichtigkeit der Bedeutung Rechnung tragen, indem sie das Thema der Brücke auf ganz unterschiedliche Weisen in den Blick nimmt. Sie schließt sich in gewisser Weise dem an, was Erich Heckel, einer der Begründer der expressionistischen Künstlergruppe „Die Brücke“, von deren Namenswahl berichtet: „Schmidt-Rottluff sagte, wir könnten das Brücke nennen – das sei ein vielschichtiges Wort, würde kein Programm bedeuten, aber gewissermaßen von einem Ufer zum anderen führen.“
Organisation:
Prof. Dr. Luca Farulli (Florenz / Mailand), Dr. Sabrina Maag (Stuttgart)

Programm
DONNERSTAG, 17. NOVEMBER 2016
14.00 Uhr
Begrüßung
Dott.ssa Adriana Cuffaro (Istituto Italiano di Cultura Stuttgart), Prof. Dr. Georg Maag (Italienzentrum Uni Stuttgart), Dr. Michael Kienzle (Stiftung Geißstraße)
14.30 Uhr
Eröffnungsvortrag
Prof. Dr. Alberto Giorgio Cassani (Venedig)
Figure del ponte
15.15 Uhr
Dr. Franca Janowski (Stuttgart)
Im Dialog der Kulturen. Dantes „Disio“ als Paradigma des poetischen Verstehens
16.00 Uhr
Uwe Durst
Brücken und die Überschreitung des semantischen Raums
Diskussion
Moderation: Prof. Dr. Georg Maag
19.00 Uhr
Abendvortrag
Prof. Dr. José Luis Moro (Stuttgart)
Der Brückenentwurf – zwischen symbolischem Ausdruck und konstruktiver Stringenz
FREITAG, 18. NOVEMBER 2016
10.00 Uhr
Prof. Dr. Luca Farulli (Florenz / Mailand) L‘ascolto come ponte dell‘esperienza dell‘altro
10.45 Uhr
Prof. Dr. Elena Pulcini (Florenz)
Un ponte verso l‘altro: la s da dell‘ospitalità
11.30 Uhr
Dokumentarfilm zum Wiederaufbau der Ponte Santa Trinità, Florenz
Einführung:
Andrea Aleardi (Florenz)/
Prof. Dr. Luca Farulli (Florenz / Mailand)
– Mittagspause –
14.00 Uhr
Prof. Dr. Horst Falkner (Braunschweig)
Die Brücke als ingenieurwissenschaftliche Herausforderung
14.45 Uhr
Dr. Ricarda Strobel (Lüneburg) Das Motiv der Brücke im Spielfilm
15.30 Uhr
Irene Musolino M.A. (Stuttgart)
„Die Brücke“: un gruppo di artisti, un ponte fra generazioni
Diskussion
Moderation: Prof. Dr. Irmgard Lochner-Aldinger

Eine Veranstaltung des Italienzentrums/ Internationales Zentrum für Kultur- und Technikforschung (IZKT) der Universität Stuttgart und der Stiftung Geißstraße 7,
in Kooperation mit dem Istituto Italiano di Cultura Stuttgart und der Landeshauptstadt Stuttgart im Rahmen der XVI. Settimana della Lingua Italiana nel Mondo
unterstützt vom Architekten- und Ingenieurverein Stuttgart e.V.
Wegen begrenzter Plätze bitten wir um Anmeldung: info_at_izkt.uni-stuttgart.de
