ABGSAGT Michael Weingarten: Von der Lohnarbeits- zur Tätigkeitsgesellschaft
Montag, 27. Juli 2020, 19:00 Uhr
STIFTUNG GEISSSTRASSE 7, STIFTUNGSSAAL, 1. STOCK
Ralf Dahrendorf war mit einer der Ersten gewesen, die seit den 1970er Jahren vom Ende der Lohnarbeitsgesellschaft gesprochen haben. Seine von ihm nur in groben Zügen entwickelte Entwicklungsperspektive lautete: Ausstieg aus der Lohnarbeitsgesellschaft und Einstieg in die Tätigkeitsgesellschaft. Lohnarbeit als bisher einzige das Individuum in das Gemeinwesen integrierende Tätigkeit kann diese Integration nicht mehr leisten; sie muss ergänzt (nicht ersetzt!) werden durch andere sozial integrative Tätigkeiten. Unübersehbar sind in Dahrendorfs Überlegungen Rückbezüge auf Arendts Unterscheidungen von Arbeiten, Herstellen und Handeln, die sie in ihrem Buch „Vita activa“ entwickelt hat. Von Arendt ausgehend sollen nicht nur die Überlegungen Dahrendorfs zur Tätigkeitsgesellschaft weiter präzisiert werden, sondern insbesondere gezeigt werden, dass und inwiefern eine lohnarbeitsunabhängige Form der Grundsicherung eine aktive Bürgerschaft ermöglicht.
Die Veranstaltung ist Teil der Reihe
Aktive Bürgerschaft – Der Republikanismus als Stachel im Fleisch liberaler Gemeinwesen
Herrschte 1989 die Zuversicht, dass nach dem Zusammenbruch der sozialistischen Staaten weltweit das Zeitalter der liberalen Demokratie eingeleitet worden sei, erwies sich diese Erwartung sehr schnell als Illusion. Denn kein einziges der schon vor 1989 existierenden Probleme liberal-demokratischer Staaten erwies sich als gelöst. Im Gegenteil: Die Krise der Lohnarbeitsgesellschaft, die damit verbundenen Wirtschaftskrisen, die ökologische Krise verschärften sich und mit Kriegen und Fluchtbewegungen, wachsenden populistischen und rechtsextremen Bewegungen und entsprechenden Parteien kamen Probleme hinzu, auf die die Staaten bis heute politisch nur hilflos reagieren. Lesen Sie hier weiter.
Michael Weingarten moderiert und begleitet die Diskussion inhaltlich. Er studierte Philosophie, Literaturwissenschaft, Politik und Soziologie in Marburg und Frankfurt/Main. 1989 promovierte er in Philosophie zu Grundproblemen der Evolutionstheorie. Seit 1989 ist er Lehrbeauftragter im Fach Philosophie an der Universität Marburg. Von 1980 bis 1999 arbeitete er in der Arbeitsgruppe Kritische Evolutionstheorie am Forschungsinstitut Senckenberg. 2002 war er wissenschaftlicher Leiter des TheorieLabors an der Universität Jena. Bis 2019 war er Dozent für das Ethisch-Philosophische Grundlagenstudium (EPG) als Teil des Lehramtsstudiums in Baden-Württemberg an der Universität Stuttgart.
Seine Arbeitsschwerpunkte sind Wissenschaftstheorie und Wissenschaftsgeschichte der Biowissenschaften, Hermeneutik und Sozialphilosophie.
Eine Veranstaltungsreihe der Stiftung Geißstraße zusammen mit dem Hannah-Arendt-Institut für politische Gegenwartsfragen Stuttgart
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