Kritische Gänge
Auf dem Waldfriedhof mit Kai Artinger
Samstag, 10. Mai 2025, 11:00 Uhr
Waldfriedhof Stuttgart-Degerloch

Die Problematik modernen Heldentods gestern und die Problematik zeitgemäßen Gedenkens an den Soldat:innentod als „patriotischen Akt“ und „heroisches Opfer“ in der Verteidigung der Nation und Demokratie heute
Die Geschichte des Ehrenmals Mutter Heimat ist so widersprüchlich wie die Biografie des Künstlers. Graevenitz, von Nationalsozialisten als „Gottbegnadeter Künstler“ verehrt, konnte seine Pietà-artige Muschelkalkskulptur bei einem Wettbewerb zur Gestaltung der Gedenkstätte 1933/34 nicht durchsetzen. Erst 1957 gelangte das Werk an seinen heutigen Standort. Doch was ist das für ein Kunstwerk, das eine Art „Schlussstein“ bildete für den vom Architekten Paul Bonatz 1923 entworfenen „heiligen Tempelbezirk“ mit kirchenähnlichem Grundriss?
Graevenitz greift zu einem christlichen Motiv, verleiht ihm durch seinen Titel aber eine darüber hinausgehende Bedeutung, die auf der pantheistischen Idee der Mutter Erde fußt. Für den Bildhauer, selbst Soldat im Ersten Weltkrieg, stand bei der Bearbeitung des Kriegserlebnisses die tröstende Idee des „heiligen Opfers“ für die Nation, für die „Heimat“, über allem. Wo immer ein deutscher Soldat im Krieg getötet wird, er kehrt „als Wiedergeborener“ in den Schoß von „Mutter Heimat“ zurück. Es ist ein tröstender ewiger Kreislauf.
Verlangt der Gedenkstein, die gesamte Kultstätte, die einem heroischen Mythos und radikaler Unvernunft das Wort redet, heute nicht eine kritische Kontextualisierung?
Wie könnte ein zeitgemäßes, der Vernunft verschriebenes Gedenken an den Soldat:innentod aussehen (vor der Wirklichkeit des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine und wachsender Aufrüstung und Kriegsgefahr)?
Datum: Samstag, 10. Mai 2025
Treffpunkt: 11.00 Uhr am Haupteingang Waldfriedhof
Anfahrt: Mit der Linie 20 (Seilbahn) ab Südheimer Platz bis Haltestelle Waldfriedhof
Um Anmeldung per mail an stiftung_at_geissstrasse.de wird dringend gebeten!
Eine Veranstaltung im Rahmen der Kritischen Gänge in Zusammenarbeit mit den AnStiftern