Hegel im Exil

Exkursionen ins Hegelsche Denken

ab Oktober 2020, 19:00 UHR
STIFTUNG GEISSSTRASSE 7, STIFTUNGSSAAL, 1. STOCK

ALLE VERANSTALTUNGEN SIND AUSVERKAUFT!

„In der Darstellung der Wahrheit ist vielmehr wesentlich vorgestellt die auseinandergelegte Geschichte dessen, was der Mensch ist.“

Eine Veranstaltungsreihe mit Theodor Huett.

2020_10_08 Hegel im Exil / Hegel in uns

Warum Philosophie?
Warum Philosophie? Dies scheint in Zeiten, in denen das Geld für Bildung und Wissen knapp bemessen ist, eine durchaus legitime Frage zu sein. Die Argumente, die zur Beantwortung dieser Frage zusammengetragen würden, von den Philosophen, als auch von denjenigen, die dieselben als unnütz erachten, wären sicher aufschlussreich für eine Diagnose des herrschenden Geistes. Allein, die Frage, desgleichen die Antwort, erweisen sich vor dem Begriff der Philosophie als irrelevant, suggerieren sie doch, daß es dem Menschen anheimgestellt sei, den philosophischen Gedanken zu ergreifen, oder auch nicht. Dies mag für den Einzelnen zwar gelten, und Hegel legt den Anfang, wenn denn von einem solchen in der Philosophie gesprochen werden sollte, in den Entschluss des Subjekts zu philosophieren. Allein, dem Menschen, nach seinem Begriff genommen, ist Philosophie, wie auch Kunst und Religion, unabdingbar ein Moment seiner Identität, und zugleich das Medium, um diese seine Identität zu erfassen. Erst das Wissen von sich macht den Menschen zum Menschen und unterscheidet ihn vom Tier. „Seinen Begriff zu erkennen gehört zur Natur des Geistes“ so Hegel. So ist das Wissen von sich, d. h. Philosophie, nicht Meinung, sondern ein allgemeines Wissen, eine Schicht in unserem Bewusstsein, die freizulegen ist. Das Allgemeine oder das Ansich des Menschen ist nichts Fremdes, Jenseitiges, sondern das Innerste eines jeden. Philosophie ist ein Erinnern an ein stets in ihm Gegenwärtiges, ein Insichgehen des Geistes, ein Zusichselbstkommen. Das Allgemeine ist das zu Erkennende und die Kraft des Erkennens selbst. So ist kein Mensch von dieser Erkenntnis, die die Philosophie vermittelt, ausgeschlossen. „Philosophie … ist ihrer Natur nach fähig, allgemein zu sein“. In einer Welt, in der, wie Hölderlin weitsichtig formuliert, „nur Handwerker und Denker, Priester… Herren, Knechte …, aber keine Menschen“ zu finden sind, – d.h. in einer Welt, die den Menschen nur nach seiner Funktion, nach seiner Verwertbarkeit fasst, – eine Welt, die nach seinen Worten einem „Schlachtfeld“ gleicht, „wo Hände und Arme und alle Glieder zerstückelt untereinander liegen.“ – ist der Begriff des Menschen durch die unbegriffene Wirklichkeit verdeckt. Philosophie aber ist die Leseweise der Wirklichkeit, die in dieser den Begriff des Menschen sichtbar macht und so die Aufforderung an uns, das Dasein gemäß diesem Begriff zu verändern, es dem Menschen adäquat zu machen. „In der Tat aber liegt es im Begriff des Daseins, sich zu verändern, und die Veränderung ist nur die Manifestation dessen, was das Dasein an sich ist.“ Das so begriffene Dasein des Menschen, sich zu dem zu machen, was er ist, ist nichts anderes als seine Geschichte, begriffen als „der Fortschritt im Bewußtsein der Freiheit“.
„Der Mensch ist frei, dies ist … die substantielle Natur des Menschen;“ Dies ist zunächst aber nur das Ansich, die Möglichkeit oder der Begriff des Menschen. Um wirklich frei zu sein, muß er seinen Begriff zum Bewußtsein bringen. Dies aber ist zugleich die Wirksamkeit des Begriffs selbst, der sich Wirklichkeit verschafft. Unbegriffen ist er nur der als „Sein angeschaute reine Begriff“, „die Notwendigkeit, das Schicksal u. dgl., eben dies von dem man nicht zu sagen weiß, was es tue“

Hegel in uns - Termine:

Die Perspektive der Hegelschen Philosophie

8. Oktober 2020
„Wer die Welt vernünftig ansieht, den sieht sie auch vernünftig an, beides ist in Wechselbestimmung.“

Über das Verhältnis von Mensch und Natur

15. Oktober 2020
„Der Mensch wird nicht Meister über die Natur bis er es über sich selbst geworden ist.“

Zum Verhältnis von Arbeit und Erkenntnis

22. Oktober 2020
„Daß der Mensch sich zu dem machen muß, was er ist, daß er im Schweiße seines Angesichtes sein Brot ißt, hervorbringen muß, was er ist, das gehört zum Wesentlichen, zum Ausgezeichneten des Menschen und hängt notwendig zusammen mit der Erkenntnis des Guten und Bösen.“

Hegels Philosophie – eine Theorie der Revolution?

5. November 2020
„Aber der gesunde Menschenverstand hat seine Grenzen. In der Philosophie reicht er nicht aus; die Philosophie gibt vielmehr alle diese Stützpunkte, diese Gewohnheiten auf – die gewohnten Anschauungen der Welt, an was er sich im Leben und Denken sonst hält, seinen Begriff vom Wahren, vom Recht, von Gott –“

Die Reihe wird im Frühjahr 2021 fortgesetzt.

Eintritt frei. Anmeldung per E-Mail an stiftung_at_geissstrasse.de erbeten.
Denken Sie bitte an Ihren Mund- und Nasenschutz. Vielen Dank!

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