Das Bild noch vor Augen

Erinnerung an die Brandkatastrophe in der Geißstraße 7 vor zwanzig Jahren

12.03.2014 – Stuttgarter Amtsblatt

Erinnerung an die Brandkatastrophe in der Geißstraße 7 vor zwanzig Jahren

Das Haus der Stiftung heute und 1994
Die Geißstraße 7 in der Brandnacht am 16. März 1994 (links) und 2014 (rechts). © Uli Kraufmann (links) und Stiftung Geißstraße

Die Stiftung Geißstraße 7 lädt am Sonntag, 16. März, um 18.30 Uhr auf den Platz vor dem Gebäude ein. Vor 20 Jahren starben hier sieben Menschen, viele Bewohner und Helfer wurden verletzt.

Zur Erinnerung an die Brandkatastrophe sprechen der Vorsitzende des Stiftungsrats, Staatssekretär Klaus-Peter Murawski, und Oberbürgermeister Fritz Kuhn.

Für Frank Knödler war es einer der ersten Einsätze als Leiter der Stuttgarter Branddirektion. Kurz nach dem Alarm erreichte er am frühen Morgen des 16. März 1994 mit zwei Löschzügen der Wachen 1 und 2 die Geißstraße. Den Feuerwehrleuten bot sich ein dramatisches Bild: ?Das ganze Treppenhaus war eine lichterloh brennende Fackel. Überall an den Fenstern hingen Menschen und schrien um Hilfe?, erinnert sich Knödler. “Dieses Bild steht unseren Einsatzkräften sicher noch heute lebhaft vor Augen.?

Auch die nächsten Tage bleiben im Gedächtnis. Der damalige Oberbürgermeister Manfred Rommel zeigte seine Bestürzung über die “fürchterliche Katastrophe?. Zur Trauer um die Opfer kam das Entsetzen über die Hinweise, dass Brandstiftung zu der Katastrophe geführt hatte. Weil über 50 Menschen aus mehreren Nationen in dem Haus wohnten, wurde zunächst ein fremdenfeindlicher Hintergrund befürchtet. Dies bewahrheitete sich jedoch nicht. Nach einer Brandserie in Esslingen nahm die Polizei einen 26-Jährigen fest. Der psychisch labile Mann wurde 1996 auch wegen der Tat in der Geißstraße zu 15 Jahren Haft mit anschließender Sicherheitsverwahrung verurteilt.

Stiftung gegründet

Bereits kurz nach dem Brand fanden sich engagierte Bürger zu einer überparteilichen Initiative zusammen und riefen zur Gründung der “Stiftung Geißstraße 7? auf. Das Haus sollte renoviert und einem gemeinnützigen Zweck gewidmet werden.

So geschah es. Auch der Besitzer des Gebäudes, die Stuttgarter Hofbräu AG, machte mit. Ein soziales, internationales Wohnprojekt wurde eingerichtet und das Café im Erdgeschoss, das als “Deli? heute stadtbekannt ist. Darüber hinaus bietet die Stiftung bietet ein vielfältiges Kulturprogramm mit Vorträgen, Lesungen und Diskussionen zu aktuellen, gesellschaftlich brisanten und philosophischen Fragen. Hinzu kommen Veröffentlichungen wie die “Denkblätter? zur Geschichte von Menschen und Orten der Stadt.

Für die Gedenkfeier am Sonntagabend auf dem Platz am Hans-im-Glück-Brunnen ist eine künstlerische Lichtprojektion geplant. Außerdem spielt das Posauenenquartett “Fourzüge? der Musikhochschule.

Weitere Informationen www.geissstrasse.de